Nie gut genug!
Das Gefühl nicht zu genügen kennen viele von uns. Wir geben unser Bestes, entbehren, strengen uns an und erreichen gesteckte Ziele, liefern erwartete Leistungen vielleicht sogar mehr als verlangt. Und dennoch, es geht einfach nicht weg – dieses Gefühl. Dieses Gefühl, trotzdem nicht glücklicher oder zufriedener mit sich selbst zu sein. Sich selbst und / oder die eigene Leistung wertzuschätzen. Vielleicht keimt maximal ein kurzer Augenblick von Zufriedenheit auf aber schon im nächsten Moment ist alles wieder beim alten. Eine latente und schwer zu beschreibende Unzufriedenheit und das permanente Gefühl, dass etwas fehlt, um diese Leere zu füllen.
Lob und Tadel
„Das war schon ganz gut“,
„Toll gemacht“,
„Das kannst du bestimmt besser“,
„Streng dich mehr an“.
Grundsätzlich ist an Lob oder Kritik nichts auszusetzen. Sie sind wichtig, um im Leben ein Gefühl für das eigene Können zu bekommen. Lob spornt an und Kritik kann helfen, zu wachsen. Problematisch wird es jedoch, wenn das Kind ausschließlich über seine Leistung, sein Aussehen, sein Können etc. wahrgenommen und geschätzt wird. Wo ist das Kind hinter der Leistung, hinter all seinem Können und seiner Fähigkeit, welches Wesen sehnt sich ganz tief in seinem Herzen nach bedingungsloser Liebe? Ob nun die grenzenlose Anerkennung oder die schonungslose Abwertung, beide Formen hinterlassen ihre Spuren. Und in beiden Fällen, wird der eigene Wert über Leistung und Anerkennung im Außen definiert.
Liebe für Leistung
Ein Kind wird alles tun, um die Gunst und Liebe seiner Bezugsperson zu erhalten und zu bewahren. Denn ohne seine Bezugsperson kann es nicht überleben. Es wird sich anstrengen und genau das tun, was von ihm verlangt wird. Ganz besonders, wenn es gelernt hat, dass die eigene Leistung ein Garant für Liebe und Zuneigung ist. Wenn jedoch die einzige Spiegelung und Wahrnehmung, der einzige Kontakt zu seinen Bezugspersonen über die eigene Leistung / Äußerlichkeit geht, wird sich das Kind in diesen verlieren und die Verbindung zu seinen eigenen Bedürfnissen, zu seinem eigenen Selbst verlieren. Eine tiefgreifende Konditionierung, die im späteren Erwachsenenleben eine Odyssee aus selbstauferlegtem Leistungsdruck und erbarmungsloser Selbstkritik bewirkt.
Erbarmungslos
Das, was in der Kindheit erlebt und gelernt wurde, wird nun mit schonungsloser Härt gegen uns selbst fortgeführt. Kaum eine Leistung, die wir erbringen, stellt uns zufrieden. Erfolge finden kurze Beachtung und Befriedigung, während Misserfolge bis aufs winzigste Detail mit Adleraugen begutachtet werden. Immer und immer wieder. Die eigene Härte gegen uns selbst kennt kein Erbarmen.
Bedingungslos – liebevoll
Wie schaffe ich es aus dieser Endlosschleife aus Selbstablehnung und Leistungsdruck zu entkommen? Wie schaffe ich es, mich aus meinem Selbst heraus anzunehmen, bedingungslos, liebevoll. Wann fange ich an, mich hinter und unter den Äußerlichkeiten wahrzunehmen? Wie löse ich mich aus der Abhängigkeit von Anerkennung und Bestätigung aus dem Außen?
Was also tun?
Der wohl erste und wichtigste Schritt ist es, die eigenen Muster zu erkennen, wahrzunehmen und zu hinterfragen. Den Umgang mit sich selbst zu bemerken. Wo wirkt die Vergangenheit am stärksten im Heute? Das Auflösen der konditionierten Verhaltensweisen. Eine liebevolle Beziehung zu sich selbst aufzubauen, sich selbst der beste Freund / die beste Freundin sein.