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Narzissmus und Grenzen

Wie hängen Narzissmus und Grenzen zusammen? Der Narzissmus kann Grenzen aus zwei Perspektiven tangieren: Es gibt den Narzissten, der die Grenzen seines Gegenübers einrennt und umreißt und es gibt die Grenzen der Betroffenen, die ihre eignen Grenzen aufgegeben und zum Teil schon vergessen haben. Wir brauchen Grenzen, um uns und unser Selbst zu schützen, zu wahren und unserer Umwelt gegenüber zu signalisieren, dass bestimmte Aspekte nur bis zu einem gewissen Grad zu uns vordringen oder uns berühren dürfen. Grenzen dienen unserem Schutz und unserer Sicherheit. Dabei sind Grenzen bitte nicht mit dem Bild einer Mauer im Sinne von Ablehnung und Abschottung zu gleichzusetzen. Grenzen sind die gesunden und erforderlichen Befestigungen, die zeigen, wo wir beginnen und wo wir aufhören.

Grenzenlos

Grenzen anderer Menschen sind für Narzissten quasi nicht existent. Und da, wo sich scheinbar Grenzen bemerkbar machen wollen, rollt das narzisstische Bollwerk drüber hinweg. Gnadenlos, bis zur Kapitulation des Gegenübers. Denn es kann keine Grenzen geben. Unmöglich! Diese Form entspricht in etwa der des Exhibitionistischen und des Grandios-malignen Typus des Narzissmus. Der Vulnerabel-fragile Typus geht anders mit den Grenzen anderer Menschen um: Hier werden die Grenzen subtil aufgeweicht. Viele kleine Dosen der Übergriffe, klein aber effektiv werden sie zu einer Kette aus Manipulation und Erpressung aufgefädelt. Am Ende sind vorhandene Grenzen entweder ganz verschwunden oder werden für Betroffene immer enger gezogen.

Auf der anderen Seite der Grenze

Auf der anderen Seite befinden sich diejenigen, die ihre Grenzen entweder schon aufgegeben haben oder versuchen, diese zu schützen und zurückzugewinnen. Menschen, deren Grenzen seit ihrer Kindheit von Bezugspersonen nicht respektiert oder akzeptiert wurden, die oft gegen ihre eigenen Bedürfnisse und Empfindungen, folgen und befolgen mussten oder immer wieder komplett vereinnahmt wurden, besitzen häufig Grenzen, die instabil und für einen Narzissten ein leichtes Spiel und eine willkommene Bestätigung seiner Fähigkeiten sind.

Grenzen, die nicht sein durften

Betroffene aus einer narzisstisch geprägten Kindheit können sich vielleicht noch gut daran erinnern, wie es war, wenn ihre Bezugspersonen etwas von ihnen forderten. Verfügbar zu sein, zu jeder Zeit und jedem Anlass und bitte nicht widersprechen. Widerspruch war keine Option. Gab es dennoch den Versuch eines Widerspruchs, sich gegen die Erwartungen abzugrenzen, folgten emotional geladene Vorwürfe und Anschuldigungen. Welche Wahl wurde dem Kind also gelassen, als den Erwartungen gegen seinen Willen zu entsprechen, seine Grenzen durchlässig zu machen oder ganz aufzugeben. Die Last aus Verantwortung, seine Bezugsperson nicht zu enttäuschen, wurde immer und immer wieder auf seinen Schultern abgeladen.

Ich wurde mit Liebe überschüttet

Befragt man Betroffene nach ihrer Kindheit, wie diese verlaufen ist, kommen Aussagen wie „Meine Mutter hat mich vor Liebe fast erdrückt und mich damit überhäuft“. Klingt zunächst schön und auch nicht schlimm. Doch oft konnte ich bei meinen PatienInnen feststellen, dass diese Überhäufung mit Liebe beim näheren Hinsehen, wenig oder nichts mit Liebe zu tun hatte. Denn irgendwann im Laufe der Sitzungen, hat sich herausgestellt, dass die Überhäufung mit Liebe im Grunde die Einforderung war, zur Verfügung zu stehen. Oder anders ausgedrückt, das Kind war für seine Bezugsperson die Möglichkeit, das eigene Bedürfnis nach Nähe und Zusammensein zu stillen. Vielen ist diese Grenzüberschreitung und Übergriffigkeit erst viele Jahre später als Erwachsener klargeworden. Als Kind und noch lange danach würde niemand auf die Idee kommen, dass dieser Überschwang an Liebe auch nur irgendetwas mit den eigenen Grenzen zu tun hatte. Zugespitzt könnte man sagen, das Kind hatte die Funktion eines Kuscheltiers.

Und heute wie damals

Diese Last trägt das Kind auch als Erwachsener weiter durchs Leben: Die ständige Angst, es anderen nicht rechtmachen zu können oder zu enttäuschen. Dann lieber seine eigenen Grenzen verleugnen, aus der Rücksicht heraus, die Bedürfnisse Anderer zu befriedigen. Und was bewirkt dieser ständige Verrat an sich selbst? Was passiert, wenn wir unsere eigenen Grenzen zum Wohle Anderer aus Angst vor Ablehnung und nicht geliebt zu werden, immer wieder niederreißen? Wir lösen uns auf und finden uns in einem ewigen Konflikt mit uns selbst wieder. Wir wissen, dass uns da etwas nicht guttut und es fühlt sich falsch an aber dennoch schaffen wir es kaum, die Linien unserer Grenzen zu halten. Aus dieser Hilflosigkeit, die eigenen Grenzen nicht halten zu können, kann sich das Gefühl aus Wut und Frustration entwickeln. Eine Wut, die entweder gar nicht gelebt und gezeigt werden darf oder gegen sich selbst gerichtet wird.

Was also tun?

Was kann helfen, die eigenen Grenzen wiederaufzubauen? Wie erobere ich mir meine Grenzen zurück? Die Verbindung zu uns selbst. Nehmen wir Kontakt mit dem Kind auf, dem so viel Last und Verantwortung aufgebürdet wurde. Vielleicht klingt es etwas plakativ aber die Liebe zu uns selbst, ist der erste Schritt zur Akzeptanz und Fürsorge für uns selbst.

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